Projektförderung:

Deutsche Bundesstiftung Umwelt (DBU)

Kooperationspartner:

Bauhaus-Universität Weimar (Projektleitung)
Stadtverband Leipzig der Kleingärtner e.V.

Standort

Sachsen

Laufzeit

01.04.2011 bis 31.03.2012

 

Zielsetzung des Vorhabens

Die Studie widmete sich der Problematik der Fäkalienentsorgung in Kleingärten. Das oberste Ziel des Vorhabens war es, die nachhaltige Nutzung von Kleingärten zu fördern, indem das Kleingartenwesen unter Beachtung der Regelungen des Kleingartengesetzes modernisiert und attraktiver gemacht wird. 

Im Einzelnen wurden die technisch möglichen Fäkalienentsorgungskonzepte eruiert und hinsichtlich ihrer rechtlichen Konformität, ihrer Umweltverträglichkeit und ihrer ökonomischen Tragbarkeit beurteilt. Die Hindernisse und Hemmnisse zur Umsetzung technischer Konzepte wurden identifiziert und auf deren Basis den Demonstrationsbedarf ermittelt.

Arbeitsschritte und angewandte Methoden

Auf Basis der Auswertung vorhandener Studien zur sanitären Situation in Kleingärten und einer Vor-Ort-Erhebung (Fragebogenaktion, Workshop mit Kleingärtnern) wurden Handlungsschwerpunkte identifiziert und Anforderungen der Nutzer an ein Fäkalienentsorgungskonzept ermittelt. Die enge Zusammenarbeit mit dem Projektpartner Stadtverband Leipzig der Kleingärtner e.V. und dem Kleingartenverein „Seilbahn“ e.V. half, die Untersuchung möglichst praxisorientiert durchzuführen.

Es wurden Kontakte zur Stadtverwaltung Leipzig (Verkehrs- und Tiefbauamt, Sachgebiete Abwasserbeseitigung und Abfall) sowie zum Sächsischen Staatsministerium für Umwelt und Landwirtschaft des Freistaates Sachsen (SMUL) geknüpft, um

zum einen den rechtlichen Rahmen bezüglich Abwasser- / Fäkalienbeseitigung in Kleingartenanlagen zu klären und zum anderen die Anforderungen seitens der Behörden an ein Entsorgungskonzept zu erfassen.

Auf Grundlage einer umfassenden Literatur- und Internetrecherche wurden verfahrenstechnische Konzepte zur Fäkalienentsorgung aus Kleingartenanlagen formuliert und allgemeingültige Kostenaufstellungen zu jedem Konzept ausgearbeitet. Unter Berücksichtigung der erfassten sowie ermittelten Anforderungen der Endnutzer und der Behörden an ein Entsorgungskonzept in Kleingartenanlagen und unter der Beachtung der Projektziele (v.a. die Umweltverträglichkeit) wurde eine Matrix zur Bewertung der ausgewählten Konzepte erarbeitet und angewandt.

Ergebnisse

Im Rahmen des Vorhabens wurden wasserverwendende und wasserlose Entsorgungskonzepte betrachtet. Die wasserverwendenden Konzepte wurden aufgrund von Besonderheiten der Kleingartennutzung (starke hydraulische Schwankungen, hoher Urinanteil im Abwasser) bei der Vorauswahl aus der Betrachtung ausgeschlossen. Bei den wasserlosen Konzepten wurde die Betrachtung auf urinseparierende Erfassungssysteme (Trockentrenntoiletten) begrenzt, da diese eine bessere Handhabung (Geruchsfreiheit) und Vorteile für eine anschließende Behandlung und Verwertung bieten.

Nach der Vorauswahl konzentrierte sich die Betrachtung auf vier Entsorgungskonzepte:

  • Innere Erschließung und Anschluss an den Kanal
  • Sammelgruben auf einzelnen Parzellen
  • Erfassung mittels Trockentrenntoiletten und interne Behandlung und Verwertung der Fäkalien im Kleingarten(Behandlungsvarianten: Heißkompostierung, Wurmkompostierung, Terra Preta)
  • Erfassung mittels Trockentrenntoiletten mit Abfuhr zur zentralen Kläranlage.

Alle betrachteten Entsorgungskonzepte tragen zur Reduktion der Emissionen in die Gewässer durch Elimination der Nährstoffe oder ihre stoffliche Verwertung zur Düngung bei. Anhand der Kalkulation des Düngemittelbedarfes eines durchschnittlichen Kleingartens wurde belegt, dass im Kleingarten anfallende Fäkalien im Rahmen einer sachgemäßen Düngung restlos aufgebracht werden können. Das Erreichen der hygienischen Unbedenklichkeit der Fäkalkomposte ist auch bei kleinskaliger Behandlung möglich (Heißkompostierung mit Zusatz von Industriezucker, Kaltrotte, Wurmkompostierung und Terra Preta).

Die technische Realisierbarkeit der Konzepte im Hinblick auf Wirtschaftlichkeit und vertretbarer Kosten sind unterschiedlich. Ein genereller Kostenvergleich aller Konzepte ist nicht möglich.

Die vorliegenden Kostenbetrachtungen erlauben jedoch die Aussage, dass die sachgemäße Errichtung einer Sammelgrube (mit DIBt-Zulassung und regelmäßigem Dichtigkeitsnachweis) die mit Abstand kostenintensivste Entsorgungsvariante darstellt. Bei wasserlosen Konzepten mit interner Verwertung der Fäkalien bietet die gemeinschaftliche Behandlung der Fäkalien in vereinseigenen Anlagen verfahrenstechnische und finanzielle Vorteile (Einsparpotential). Während bei Konzepten „Kanalanschluss“ und „Sammelgrube“ finanzielle Mittel langfristig gebunden werden (überwiegend einmalige Errichtungskosten), fallen bei wasserlosen Entsorgungskonzepten häufigere aber bedeutend niedrigere (Re)Investitionen an.

Aus dieser Hinsicht erscheinen sie flexibler bezüglich der Problematik wachsender Leerstände. Die Nachteile der Entsorgungskonzepte mit interner Verwertung liegen seitens der Nutzer in der niedrigen Akzeptanz der wasserlosen Erfassungssysteme und dem Unwillen, sich mit der Fäkalienbehandlung zu befassen, seitens der Behörden in der fehlenden rechtlichen Regelung der Zuständigkeiten sowie in der schlechten Praktikabilität der Kontrolle der sachgemäßen Konzeptumsetzung in einzelnen Kleingartenanlagen.

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